Japans Kanaldeckel-Kunst
Wer durch Japans Städte spaziert, sollte ab und zu mal nach unten schauen. Denn auch wenn Abwasser eigentlich qua Definition eine schmutzige Sache ist, machen die Japaner es sich schön. Städte dürfen hier frei über das Design ihrer Kanaldeckel bestimmen. Und einige nutzen das für kreatives Stadtmarketing auf der Schachtabdeckung (so der korrekte Fachbegriff). Zum Teil sogar in Farbe. Hier ein paar Beispiele:
In Nara zeigen die Kanaldeckel – natürlich – die Hirsche, für die die Stadt bekannt ist.
Für die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt hat sich auch Futaminoura entschieden. Hier stehen die Meoto Iwa, die verheirateten Felsen.
Hikone setzt dagegen auf sein Maskottchen. Was auch immer es ist …
Die Burg von Himeji trägt auch den Namen „Weißer Reiher Burg“ – und die eben diese Reiher zieren die Kanaldeckel zwischen Bahnhof und Burg.
Kobe begrüßt seine Gäste mit einem Hafenpanorama, das in Wirklichkeit deutlich farbenfroher ist.
Die Kanaldeckel in meiner Wahlheimat Kyoto sind leider herzlich langweilig. Die Zuständigen für die Straßenbeleuchtung dagegen haben die Deckel zu ihren Kabeln ein bisschen aufgehübscht. Der hier zum Beispiel zeigt die Kirschblüte.
Auch die Kanaldeckel in Beppu sind hübsch blumig und damit ein glatter Kontrast zu den schwefelhaltigen Quellen überall in der Stadt. Aber beim durchdringenden Geruch nach faulen Eiern fühlt sich wohl so mancher etwas blümerant …
Insekten sind ebenfalls eine beliebtes Motiv. In Nagoya (links) ziert ein Wasserläufe die Kanaldeckel. Auf der Insel Kumejima auf Okinawa (rechts) sind es Glühwürmchen, denn dort gibt es ein Glühwürmchen-Museum (das leider geschlossen hatte, als ich dort war …).
In Ise steht der heiligste aller Schreine Japans – nur logisch also, dass die Kanaldeckel auf dem Weg dahin Pilger zeigen.
Zur Burg von Osaka kann man wahlweise herab oder hinauf schauen.
In Sapporo auf Hokkaido hat man sich für frischen Fisch entschieden sowie für den Uhrenturm, der seit 1881 die Zeit anzeigt.
Noch einmal Osaka, hier wurde ausgerechnet direkt vor dem Aquarium ein Vögelchen in die Erde eingelassen … Weitaus nasser geht es da in Mihara zu. Die Stadt liegt am Meer und hat einen Fährhafen zu einigen kleineren Inseln (darunter die Kaninchen-Insel), wie man mit etwas Fantasie auch auf den Kanaldeckeln sehen kann.
Übrigens sind hier nicht nur die Abdeckungen für die Abwasserkanäle ein Hingucker. Auch die Anschlüsse fürs Löschwasser der Feuerwehr fallen sofort ins Auge ….
In Deutschland gibt es ja auch Kanaldeckelkunst, aber eher langweilig historisches Zeug und nie in Farbe !
Wie schön, Sabine, dass Du auch nach unten schaust;-)
Und wie ich nach unten schaue – deswegen finde ich ja auch immer Kleingeld auf der Straße! ; )