Vom Suez bis nach Hamburg – Mein Frachtschiff-Tagebuch Teil 2
Im Sauseschritt geht es ab jetzt durch Europa. Jedenfalls im Verhältnis zum ersten Teil der Reise. Nach dem Frühstück kann man von der Brücke aus schon „the white cliffs of Dover“ sehen. Der Kapitän steuert von Hand durch das Gewusel aus Frachtschiffen, Fähren und privaten Booten. Wir sehen Kanalschwimmer, die sich an ihren Beibooten festhalten müssen, als unsere Bugwelle sie erreicht. Der Lotse kündet sich an – mit einem Helikopter. Vier zusätzliche Mann Besatzung kommen auf die Brücke, ausgerüstet mit Helm, Bolzenschneider und Feueraxt. Sollte sich der Lotse beim Abseilen irgendwo verhaken, müssen sie ihn losschneiden, bevor Schlimmeres passiert.
Wenig später schwebt der Helikopter ein, zwei Lotsen werden abgeseilt, es hat ein bisschen was von James Bond. Sie sind, erzählen sie später, für zwei Häfen zuständig. Dünkirchen, da wollen wir hin, und Calais. Mit dem Helikopter können sie einfache schneller zwischen Schiffen und Häfen wechseln. Fast zwei Stunden lotsen uns die beiden Franzosen zum Containerterminal. Eine Fähre kreuzt unseren Weg und wirkt ziemlich klein neben uns. Dann sehe ich, dass sie unter anderem einen kompletten LKW mit Sattelzug befördert. Vielleicht ist sie so klein doch nicht …
Unser Terminal in Dünkirchen liegt abseits der Stadt, keine Chance für uns, an Land zu gehen. Wir müssten über 50 Kilometer mit dem Taxi fahren, um in die Stadt zu kommen. Wir bleiben an Bord, ist schnell beschlossen. Die Kerguelen parkt rückwärts ein, dann beginnt das Entladen. Allerdings lassen die Franzosen sich Zeit. Der Kran legt die Container hier auf LKW, die fahren dann zum Lagerort. Dort übernimmt ein Fahrzeug, das aussieht wie eine gigantische Ameise aus dem Weltall. Allerdings halten die LKW-Fahrer gerne mal ein Pläuschen, manchmal hängen die Container minutenlang am Kran.
Am Ende wird’s hektisch
Dass man hier nicht mit Hochdruck arbeitet, merken wir auch daran, dass die Nacht relativ ruhig ist. Erst im Laufe des nächsten Vormittags wird es hektisch, wir hängen hinterm Zeitplan. Die Kranführer legen an Tempo zu, immer wieder knallen die Container am Kran gegen schon geladene, die Türme wackeln. Für 16 Uhr ist unsere Abfahrt terminiert, am Ende müssen wir hundert leere Container stehen lassen, die eigentlich zu ihrem Besitzer zurück sollten, aber in der Kürze der Zeit nicht mehr geladen werden können. Sie reisen mit dem nächsten Schiff mit.
Zur Ausfahrt haben wir wieder zwei Lotsen an Bord, und die sind nicht zimperlich. Sie funken ein anderes Schiff an und sagen ihm, es soll nach Süden ausweichen, und zwar schnell. Am Ende kommt der Helikopter, um die beiden abzuholen. Das Team mit Feueraxt und Bolzenschneider steht bereit, als aus dem Helikopter ein schlichter Gürtel herabgelassen wird. Lotse Nummer eins kann wenigstens einsteigen, aber Lotse Nummer zwei hängt noch halb draußen, als der Helikopter schon zum nächsten Schiff fliegt.
Tolle Reise und anschenend standest Du ja nicht der Mannschaft im Weg;-)
Wann geht mqan denn so schlafen, wenn man schon wieder um 5 Uhr an Deck ist ?
So ohne Tagesprogramm kann optional auch mittags einen Power Nap machen. ; )
Gibts auch mal ein Bild vom ganzen 400 m Koloss ??? Luftaufnahme von der Firma, vielleicht ?
Liebe Heidi,
hier findest Du jede Menge Bilder: https://www.vesselfinder.com/de/ship-photos/121041