Noch mehr Kanaldeckel-Kunst
Wenn man erst einmal anfängt, sich japanische Kanaldeckel anzuschauen, findet man immer neue und wirklich sehenswerte Designs für die Schachtabdeckung, wie der Fachmann den Deckel nennt. Nachdem ich vor einige Zeit an dieser Stelle schon einmal Kanaldeckel-Kunst vorgestellt habe, hier nun weitere Hingucker, die üblicherweise mit Füßen getreten werden:
Es gibt noch einige wenige Orte in Japan, in denen mit Kormoranen gefischt wird. Einer davon ist Gifu. Diese alte Art des Fischens steht offiziell unter dem Patronat des Kaisers, der den ersten und den besten Fisch des Jahres zugesandt bekommt. Die Kormorane werden dabei im wahrsten Sinne des Wortes an die Leine gelegt. Gefischt wird nach Einbruch der Dunkelheit, vorn am Boot ist eine eiserner Korb, in dem Holz entzündet wird. Das Licht zieht die Fische an, die dann von den Kormoranen gefangen werden.
Wörtlich übersetzt sich Amanohashidate als Himmelsbrücke. Denn die Sandbank in der Bucht von Miyazu sieht so aus, wie man sind einen Pfad in den Himmel vorstellen könnte. Tatsächlich gehört die 3,6 Kilometer lange Sandbank mit ihren rund 8.000 Pinienbäumen zu den drei schönsten Landschaften Japans, gemeinsam mit der heiligen Insel Miyajima und den Inseln von Matsushima in der Nähe von Sendai (siehe unten).
Die Bucht von Matsushima ist in der Tat sehr malerisch, unzählige Insel und Inselchen ragen hier aus dem Wasser. Auf einigen wurden Tempel oder Schreine errichtet, die man über kleine Brücken erreichen kann. Das Wahrzeichen der Stadt ist ein solcher Tempel, nämlich der Godaido, der seit dem Jahr 807 auf diesem Inselchen steht, auch wenn das jetzige Gebäude aus dem Jahr 1604 stammt. Nur logisch also, dass der Godaido es auch auf den Kanaldeckel geschafft hat.
Die Kanaldeckel von Matsumoto zeigen – in verschiedenen Farbkombinationen – bunte Stoffbälle, temari genannt. Früher wurden sie von Kindern zum Spielen genutzt, heute sind sie als Dekoration beliebt (und nicht gerade günstig).
In Mino fand ich einen Dachgiebel auf dem Kanaldeckel. Nachfragen bei den Damen vom Tourismusbüro ergaben, dass es sich um das älteste Haus der Stadt handeln soll.
In Hakodate auf Hokkaido haben die Kanaldeckeldesigner gleich drei Motive ins Rennen geschickt. Am häufigsten gesehen habe ich dabei das Tintenfisch-Trio, denn Kalamare gelten hier als Delikatesse. Auf dem Fischmarkt kann man sich lebende Exemplare ansehen und sie nebenan auch gleich als Sushi essen. Ich habe einen Laden gefunden, der T-Shirts, Postkarten und Stoffbeutel mit Kalamar-Tinte bedruckt (ungelogen!) und die japanische Post hat neben dem Bahnhof einen Kalamar-Briefkasten aufgestellt. Daneben gibt es noch Schachtabdeckungen, die die russisch-orthodoxe Kirche zeigen, sowie eine Luftaufnahme des alten Burggrabens.
Der kleine Badeort Gero nahe Takayama hat gleich zwei Sorten Kanaldeckel. Die offiziellen schmückt ein weißer Kranich, der auch sonst an vielen Stellen zu finden ist, etwa als Dekoration an den Brücken über den Fluss. Es gibt hier und da aber auch Frösche auf den Kanaldeckeln. Denn während bei uns ein Frosch quak sagt, singt ein japanischer Frosch gero gero. Daher gibt es in Gero unter anderem einen Frosch-Schrein, Frosch-Souvenirs und einen Frosch-Wasserfall, der zugleich ein Jungbrunnen sein soll.
In Ibusuki gibt es eine ganze Reihe verschiedener Kanaldeckel. So zeigt dieser hier den Berg Kaimon-Dake, der wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Fuji auch Satsuma-Fuji genannt wird. Satsuma ist der alte Name der Region. Und ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich selbstredend nach der perfekten Palme gesucht habe, um dem Deckel so nah wie möglich zu kommen.
Daneben gibt es in Ibusuki aber auch Kanaldeckel, die Pokémonfiguren zeigen.
In der Stadt Matsue hat man sich nicht für die wirklich schöne Burg entschieden, sondern stattdessen ein Haus für das Kanaldecke-Design ausgewählt. Und zwar eine alte Samurai-Residenz aus dem Jahr 1730. Das Haus kann besichtigt werden und gibt einen guten Einblick in das Leben eines Samurai.
In Kitakyushu steht – ebenso wie in Kyoto – ein Mangamuseum. Einige Kanaldeckel in der Stadt zeigen daher Figuren aus japanischen Comics.
Und noch ein Mangamuseum, diesmal in Ishinomaki. Es sieht aus wie ein Ufo. In der ganzen Stadt sind zudem lebensgroße Figuren aus japanischen Comics zu finden.
In Takinoue auf Hokkaido erblüht jedes Jahr Ende Mai bis Anfang Juni eine Bergflanke im Pink von hunderten Quadratmetern kleiner Phlox-Blüten. Natürlich hat der Park ein Maskottchen, und das ist nicht nur niedlich (klar!) sondern auch auf den Kanaldeckeln rund um den Park verewigt.
In Sachen Niedlichkeit ist auch Otaru weit vorn, hier findet sich dieses kuschelige Seeotter-Gespann, das Werbung für das Aquarium machen soll. Ich habe einen Besuch aber dankend ausgelassen, da es in Otaru – wie in vielen anderen Aquarien in Japan – eine Delfinshow gibt. Mein Haus und Hof-Aquarium ist das in Osaka, das auf solche Shows verzichtet. Und das auch Otter hat. Ziemlich lässige sogar.
Auch ein paar nicht zu übersehende Wasseranschlüsse für die Feuerwehr sollen hier nicht unerwähnt bleiben (der orange umrandete Frosch ganz oben gehört auch dazu):
Wir hatten neulich eine Schachtdeckelsanierung bei uns im Ort. Nachdem viele Deckel fertig waren, hat jemand angefangen diese Kunstvoll zu gestalten. Das Ergebnis sieht der japanischen Kanaldeckel-Kunst sehr ähnlich, nur dass sie lediglich bemalt wurden.