Nur ein Wort: Kirschblüte!
Es ist soweit! Die Kirschen blühen! Und ganz Japan feiert das. Kyoto ist momentan so voll, wie ich die Stadt in den vergangenen neun Monaten noch nie erlebt habe. Es ist Hauptreisezeit für Japan, und Kyoto ist einer der Orte, um Kirschblüten zu sehen. Denn die Stadt der tausend Tempel, wie Kyoto auch genannt wird, bietet mit ihren teils uralten Gebäuden eine fantastische Kulisse für die Blütenpracht. Neben Touristen aus aller Herren Länder kommen daher auch Japaner in eigens organisierten Bustouren nach Kyoto. Bewaffnet mit wahlweise Teleobjektiven oder Selfie-Sticks ziehen sie los, um die vergängliche Schönheit einzufangen, auf die die Nation seit Wochen hingefiebert hat. Und ich war selbstredend mittendrin.
Philosophenweg
Der Philosophenweg entlang eines kleinen Kanals ist einer der Hotspots in diesen Tagen. Rund 500 Kirschbäume säumen den Weg, selbst am frühen Morgen ist es hier schon rummelig. Auf den zahlreichen Brücken über den Kanal drängen sich Touristen, junge Japanerinnen in bunten Kimonos und dazwischen Hochzeitspaare mit ihren Fotografen. Eine gute halbe Stunde läuft man von einem Ende zum anderen unter Kirschblüten hindurch, was ich gleich zwei Mal getan habe. Allem Rummel zum Trotz ist es nämlich wirklich schön da.
Burg Nijo
Auf Burg Nijo kann man zurzeit die Gärten auch bei Nacht bewundern. Extra zur Kirschblüte wurde eine Lichtshow installiert. Ich habe bei dieser Gelegenheit gelernt, dass man für Selfies im Dunkeln die Taschenlampe eines zweiten Smartphones zum Ausleuchten nutzt. Optional kann man natürlich auch die Technik-Fummelei sein lassen und einfach den gebotenen Anblick genießen. Aber da denke ich jetzt wahrscheinlich viel zu old school ….
Byodo-in Tempel in Uji
Dieser Tempel ziert als Ganzes die Rückseite der 10 Yen-Münze, ein Detail seines Daches – nämlich einer der beiden goldenen Phönixe – ist zudem auf der Rückseite des 10.000 Yen-Scheins zu finden. Das Original ist bei bestem Wetter und eingerahmt von Kirschblüten unbedingt einen Besuch wert.
hanami
Dieses Wort ist auch in Deutschland bekannt und setzt sich zusammen aus den Schriftzeichen für Blume und sehen. Genutzt wird es im Japanischen insbesondere für das Betrachten der Kirschblüte. Die Japaner ziehen mit Picknickdecken in die Parks, setzten sich unter blühende Bäume und feiern mit reichlich Speis und Trank. hanami ist damit das Gegenstück zu momiji, dem sich rot färbenden Ahornlaub. Für die richtige Stimmung auf der Picknickdecke sorgen Pappteller, Servietten und Co. mit Kirschblütenmuster, dazu gibt es das passende Eis. Oder alternativ Kirschblütengebäck, Kirschblütenreisbällchen, Kirschblütenjoghurt, Kirschblütenschokolade, gesalzene Kirschblüten in Fleischgerichten …
Kodai-ji Tempel
Noch einmal Kirschblüten bei Nacht, diesmal im Kodai-ji Tempel in Gion. Von der Holzterrasse des Hauptgebäudes aus konnte man in den Steingarten blicken, an dessen Rande nicht nur ein blühender Kirschbaum steht. Auf dem Kies wurde zudem zu meditativer Musik eine Projektion mit Drachen und anderen mythischen Figuren gezeigt.
Heian Jingu Schrein
Während weiße Kirschblüten in der Stadt klar in der Überzahl sind, ist dieser Schrein für die hängenden rosa Kirschblüten bekannt. Den Spaziergang durch den Garten des Schreins kann man übrigens deutlich besser genießen, wenn man kurz nach Öffnung um 8:30 Uhr dort ist. Denn nur wenig später spucken die Touristenbusse hunderte Besucher aus.
Chion-in Tempel
Dieser große Tempelanlage steht eine Viertelstunde Fußmarsch von der Innenstadt Kyotos entfernt, ausländische Touristen verirren sich hier aber eher zufällig hin. Auf dem Gelände stehen zahlreiche Kirschbäume, die die alten Gebäude wunderbar einrahmen.
Vergängliche Schönheit
Kaum erblühen de Kirschen zur vollen Pracht, die fangen die Blütenblätter auch schon wieder an zu fallen. In der japanischen Kultur wird die Schönheit des Vergänglichen besonders gewürdigt, auch deswegen ist das Land zur Kirschblüte im Ausnahmezustand.
Jetzt wissen wir auch, warum die Japaner hier in Holland keine Blume unfotografiert lassen – und der eigene Kleingarten besteht selbst im blütenreichen Kyoto höchstens aus 3 Blumentöpfen am Strassenrand neben dem geparkten Auto.
Übrigens, wie bei allen tourisischen hotspots : ein paar Taximimuten raus aus dem Zentrum können Stadt wie Tempel auch angenehm verschlafen sein. Wir haben das eine wie das Andere gerade mit viel Freude genossen !