Kyoto Sightseeing: Gartenmuseum Hiei

Kyoto Sightseeing: Gartenmuseum Hiei

8. August 2018 2 Von Sabine

Wenn man Kyoto nicht nur in den touristisch üblichen zwei bis fünf Tagen abarbeiten muss, kann man sich den Luxus gönnen, auch Ecken zu erkunden, die die meisten Besucher auslassen. Schon allein, weil die Anreise manchmal etwas aufwändiger ist. Dabei ist in diesem Fall der Weg auch unbedingt Teil des Ziels.

Dass es in Kyoto in Gartenmuseum gibt, verschweigen Reiseführer gerne mal. Ich bin auch nur zufällig darauf gestoßen, weil das Veranstaltungsmagazin meines Vertrauens verlängerte Öffnungszeiten an einzelnen Sommertagen in Kombination mit einer stimmungsvollen abendlichen Beleuchtung ankündigte. Und mit Lichtspielen kennen sie sich aus, die Japaner, sowas lohnt sich eigentlich immer. Dumm nur, dass der im Magazin angegebene Bus hinauf auf den Berg Hiei – das Museum befindet sich in 840 Metern Höhe – nur drei Mal am Tag fährt, und der letzte Bus zurück in die Stadt schon am Nachtmittag geht. Zu früh für Kerzen und Laternen. Aber warum den Lieferanteneingang am Busbahnhof nehmen, wenn man auch am Haupteingang einschweben kann?

Die stilvolle Art auf den Berg ist nämlich diese: mit der Regionalbahn ein Stück raus aus der Stadt. Dann in eine Privatbahn umsteigen, deren Züge so klein sind, dass sie nur aus einem einzigen Wagen bestehen, in dem der Zugführer auch gleich den Schaffner mitmacht. Bei jedem Halt geht das Fenster zwischen Führerhaus und Wagen auf und der Fahrer guckt, dass auch alle schön Geld oder Chipkarte in den Automaten an der Tür stecken. Von der Schiene steigt man um in eine Kabelbahn, die einen den größten Teil des Weges den Berg hinauf bringt. Für das letzte Stück nimmt man die Seilbahn, deren Station fast direkt neben der Museumskasse steht. Das alles dauert pro Strecke eineinhalb Stunden. Und obwohl meine Klassenkameradin Iee und ich die einzigen Fahrgäste in der Kabelbahn waren und wir unsere stümperhaften Kenntnisse der japanischen Sprache beim Ticketkauf hinreichend bewiesen hatten, hat die freundliche Fahrerin auf dem Weg nach oben wie es sich gehört und ohne eine Miene zu verziehen den ihr vorgegebenen Text zu Baujahr, Kabellänge und Tempo der Bahn vorgetragen. Durchs Mikro, dabei saßen wir ganz vorne neben ihr. Man muss sie einfach mögen, die stets korrekten Japaner.

Die Transportmittel werden also immer kleiner und langsamer und stimmen einen damit gut ein auf einen Nachmittag und Abend in einem an diesem Tag zu unrecht nur mäßig besuchten Museum. Wer allerdings auf japanische Gärten hofft, wird hier enttäuscht. Das Museum wurde eingerichtet von französischen Experten, denn die floralen Arrangements orientieren sich an Bildern französischer Impressionisten. Die stehen zum Teil als Kopie im Garten, der quasi eine Fortsetzung dessen ist, was man dort sieht. Wir waren bereits am Nachmittag im Museum und konnten in Ruhe die Blütenpracht genießen, bevor dann am Abend die Lichter angingen.

Im Museum gibt es unter anderem einen äußerst farbenfrohen Blumengarten, einen Aroma-Garten mit Blumen und Kräutern, einen Seerosenteich komplett mit Ruderboot und japanischer Brücke (natürlich, was wären französische Impressionisten ohne Seerosenteiche!) und einen Rosengarten. Ein französisches Café (leicht japanisiert) sorgt für das leibliche Wohl. Der Museumsshop hat offensichtlich in Frankreich alles aufgekauft, was irgendwie mit Blumen zu tun hat. Dort läuft auch ein Film über das Konzept des Museums, der leider nur auf Japanisch gezeigt wird. Vom Museum aus hat man außerdem einen wunderbaren Blick auf den riesigen Biwa-See und Kyoto. Auch ohne die abendliche Beleuchtung ist das Museum auf jeden Fall einen Besuch wert, denn es ist eine kleine Flucht aus der wuseligen Stadt. Ich werde die Tour sicherlich nochmal im Herbst machen, wenn sich das Laub färbt. Gerade der Blick aus der Seilbahn dürfte sich dann lohnen.

Kleiner Gag am Rande: die Gärtner haben an einigen Ecken sehr un-impressionistische aber dafür äußerst farbenfrohe kleine Türen in Baustämme eingearbeitet, die man nicht immer auf Anhieb findet, die aber sicherlich eine wunderbare Kinderbeschäftigung sind (große Mädchen haben aber auch ihren Spaß daran).

Es wird hier in Japan im Sommer früh dunkel (dafür kühlt es nachts nicht unbedingt ab), daher gingen schon bald die Lichter an. Neben elektrischen Lichterketten wurden auch hunderte Teelichter angezündet. Schön für die Besucher, schlecht fürs Museum: es war kaum jemand da. Mit Iee und mir waren nach Einbruch der Dunkelheit vielleicht ein Dutzend Leute in dem überschaubaren Park unterwegs. Unterm Strich dürfte mehr Personal als zahlende Gäste anwesend gewesen sein. In Japan trotzdem Ehrensache, dass für die paar Besucher die volle Beleuchtung angeknipst wird.

Ausgeknipst hat die Lichter dafür die freundliche Kabelbahnfahrerin auf dem Rückweg, die uns damit während der Fahrt nach unten noch einen schönen Blick auf das nächtlich beleuchtete Kyoto ermöglicht hat. Und auch an der Kabelbahnstation hatten sie liebevoll ein paar Teelichter aufgestellt.

Die Anreise im Detail: Mit der Keihan Linie fährt man bis Demachiyanagi (fährt nicht ab Hauptbahnhof, aber zum Beispiel ab Gion-Shijo). Dort wechselt man von der unterirdischen Keihan in die oberirdisch abfahrende Eizan Linie bis Yase-Hieizanguchi. Beim Verlassen des Bahnhofs läuft man direkt auf die Beschilderung zur Kabelbahn zu (halb rechts, 200 m Fußweg). An der Kabelbahnstation gibt es Kombitickets für Kabel- und Seilbahn sowie Museum zu kaufen, die gegenüber Einzeltickets eine kleine Ersparnis bringen.

Mehr Informationen zur Anreise sind auf der Website von Keihan zu finden. In den Seilbahnstationen hängen außerdem gut sichtbar die jeweils aktuellen Abfahrtszeiten aus, so dass man die Rückreise entsprechend planen kann und nicht am Ende auf dem Berg festsitzt. Kabel- und Seilbahn sind in ihren Abfahrtszeiten selbstredend aufeinander abgestimmt und fahren natürlich pünktlich. Der Besuch im Museum lässt sich auch gut mit einer Besichtigung der ebenfalls auf dem Berg befindlichen Tempel verbinden. Die Keihan-Website macht dazu einen (wie ich finde sportlichen) Vorschlag.