Reisen in PINK!
Was ist wahnsinnig schnell, wahnsinnig pink und wahnsinnig kawaii (niedlich)? Der Hello Kitty!-Shinkansen, den Japan Railway in diesem Sommer erstmals auf die Schiene gesetzt hat! Das ist so, als würde die Deutsche Bahn einen Sendung mit der Maus-ICE losschicken. Jeder kann mit der niedlichen Mieze mitfahren, wenn er denn richtig plant. Denn der Zug fährt genau einmal am Tag von Hakata nach Shin-Osaka und anschließend wieder zurück. Wenn man also wie ich von Hiroshima nach Hakata will, dann muss man nur den richtigen Shinkansen wählen – und schon darf man ganz in pink reisen.
Fährt er oder fährt er nicht?! Als ich in Kyoto diverse Zugtickets kaufte und explizit nach dem Kitty-Zug fragte, zuckte das Personal am Fahrkartenschalter mit den Schultern. Im System stand einfach nur ein Shinkansen. Also habe ich auf die Angaben auf der offiziellen Website des Zuges vertraut. Eigentlich hätte ich mir keine Sorgen machen müssen in einem Land, in dem selbst Erdbeben und Taifune den Zugverkehr allerhöchstens für ein paar Stunden beeinträchtigen. Wenn die Website sagt, dass um 13:55 Uhr der Kitty-Shinkansen ab Hiroshima fährt, dann fährt er auch. Trotzdem war ich ein kleines bisschen erleichtert, als dann tatsächlich ein eindeutig pinker Zug einfuhr – pünktlich, versteht sich!
Für Fans dieses japanischen Kulturgutes gilt: Obacht an der Bahnsteigkante. Denn wirklich durchdesignt sind nur die ersten beiden Wagen des Zuges. Wobei Wagen eins mit dem Namen Hello! Plaza ein rollender Kitty-Devotionalienhandel ist. Hier gibt es unter anderem Kitty-Kekse in der offiziellen Kitty-Shinkansen-Keksdose, Kitty-Shinkansen-Shirts und Essstäbchen in Form des Katzenzuges. Wagen zwei trägt den vielversprechenden Titel Kawaii! Room und hier gibt es Kitty von oben bis unten und von vorne bis hinten. Die anderen sechs Wagen des Shinkansen sind hier und da mit Kitty-Aufklebern verziert, sonst aber recht normale Shinkansen-Wagen. Wer die volle Dröhnung will, sollte sich also für Wagen zwei entscheiden (nur unreservierte Plätze).
Kawaii! Room heißt: pinker Fußboden, lila Sitze, Kitty auf den Kopfstützen, den Rollos an den Fenstern und selbstredend am Gepäckregal. Eine lebensgroße Kittyfigur in Schaffneruniform lädt zu Fotos ein, und selbst Hinweisschilder sind mit der Miezekatze verziert. Die Toiletten könnten allerdings etwas pinker sein, sie haben enttäuschenderweise nur ein paar Aufkleber verpasst bekommen. Auch das Personal trägt die üblichen Uniformen. Hier hätten es doch ein paar Katzenohren an der Mütze oder ein pinkes Schleifchen sein können.
Zur Krönung des Tages kann man sowohl im Zug als auch schon am Bahnhof von Hiroshima eine Lunchbox (bento) kaufen, die im Hello Kitty!-Shinkansendesign gehalten ist. Der Inhalt ist nicht unbedingt höchste kulinarische Klasse, aber die Verpackung lässt sich später problemlos in die heimische Tupperdosensammlung eingliedern und weiter benutzen.
Die Fahrt mit dem Zug lohnt sich vor allem, weil das Ding einfach so herrlich schräg ist. Und es ist mitnichten so, als wäre der Zug voller Kittyfans. Vielmehr stehen biedere Geschäftsleute am Bahnsteig an und ahnen nichts Böses – bis sie sich plötzlich in einem kleine-Mädchen-Traum in pink wiederfinden. Preislich kostet der Kitty-Express das, was alle Shinkansen kosten. Tempo macht er ebenso (bis 300km/h). Einziger Unterschied: diese Zugfahrt macht irgendwie richtig gute Laune.